Page 54 - Projektmanagement? - Unternehmensberatung!
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Tatsache, dass wir "heute", und hier machte Dr. Jaschke Gänsefüßchen mit seinen Fingern, eine Unter-
nehmensberatung hier im Hause haben, die angeblich aufgrund der Reklamation, bzw. Rückrufaktion,
durch unseren Kunden APES, American Power Engine Systems, initiiert wurde, aber wir in diesen beiden
Tagen kein einziges Mal über diesen Vorfall gesprochen haben. Es wäre schön, wenn mir das mal je-
mand erklären könnte! Jedenfalls begreife ich nicht, warum wir eine Unternehmensberatung und
Kasparei hier brauchen, denn meiner Ansicht nach, könnten wir das alles auch selbst regeln. Ich denke,
hier ist eine riesengroße Sauerei im Gange! Ehrlich gesagt, kotzt mich das alles hier an!"
Nun herrschte betretenes Schweigen. Was Herr Jaschke da von sich gab, war ein Affront gegenüber
den drei Unternehmensberatern. Sein cholerischer Charakter war wohl wieder mit ihm durchgegangen
und er hatte im Affekt gehandelt. Jedenfalls war es für jeden im Raum unfassbar, was sie da eben
gehört hatten.
Hier drängte sich nun Her Maximilian Hohenstedt, der Seniorchef, energisch nach vorne. Er pflanzte
sich direkt vor Herrn Dr. Jaschke auf und rief: "Sind Sie wahnsinnig? Sie entschuldigen sich sofort bei
den Kollegen!" Herr Dr. Jaschke, geboren und aufgewachsen in Berlin, gab mit seiner Kodderschnauze
nur ein Grunzen von sich, stand auf, sagte nur noch ein bayrisches "LMAA", was für "Leck mich am
Allerwertesten" stand. Bevor er den Raum verließ, sagte er noch "Sucht euch einen anderen Idioten"
und verließ auf geraden und schnellsten Weg den Raum.
Jetzt herrschte wirklich absolute Totenstille. Der einzige Sound, der jetzt nur noch zu hören war, war
die zittrige Stimme der Seniorchefin, Frau Emilia Hohenstedt. Sie sagte nur: "Oh Gott, Maximilian, reg
Dich bitte nicht auf, denk an dein Herz!" Frau Ute Hohenstedt, die Schwiegertochter von Emilia stand
auf und ging zu ihr. Sie legte ihren Arm um die ältere Frau und sprach ihr gut zu. Auf der anderen Seite
rollte Roland Hohenstedt mit seinem Rollstuhl in wenigen Zügen zu seinem Vater und nahm seine bei-
den Hände. Das löste dann auch die Erstarrung, in der der 81-jährige Mann verfallen war. Beide bega-
ben sich zurück zu ihren Plätzen. Frau Gall übernahm nun wieder. Sie war erstaunlicherweise über-
haupt nicht geschockt. Gespielt war das nicht. Die Frau hatte Nerven wie Drahtseile. Sie ging zum Mik-
rofon und sprach hinein; "Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie sind soeben Zeuge eines Vorfalls
geworden, den auch wir nicht so erwartet haben. Jedenfalls danken wir auch Herrn Dr. Jaschke für seine
offenen Worte." Ein süffisantes Schmunzeln zeigte sich auf den übrigen Gesichtern. Das war ein Ding,
das sie hier erlebt hatten, darüber wird man noch in Jahren reden. Aber egal, Frau Gall machte weiter,
als wenn nichts gewesen wäre. Sie sagte: "Wir leben in einer Demokratie mit Meinungsfreiheit, wenn-
gleich in Unternehmen trotzdem eine Diktatur herrscht", und fuhr fort: "Es würde mich freuen, wenn
wir nun weiter fortfahren würden. Da die Zeit drängt ...", und hier schaute Belinda Gall wieder auf ihre
Uhr am Handgelenk, "... da die Zeit drängt, bitte ich die weiteren Kollegen sich vielleicht etwas kürzer
zu halten, damit wir planmäßig hier abschießen können."
Herr Lechner war nun an der Reihe: "Ich habe viel gelernt, mehr kann ich heute nicht sagen!" Das waren
seine Worte. Rudi Lechner war jetzt froh, dass er nicht mehr sagen musste.
Nächste an der Reihe war nun Frau Stella Su, die Einkaufsleiterin. "Bin geschockt, kann jetzt nix sag-
gen", flüsterte sie. Fügte aber noch hinzu: "Aber ich möchte mich bedanken bei allen, ich finde die
Vorgehensweise gutt".
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© Hans Porzel, 4/2025 | CAPM® (PMI), PSM I® (Scrum.org), Smartsheet Prod. Cert® 2020

