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Kapitel 19



               Am nächsten Morgen, am Freitag, den 29. Dezember, war auf Utes Agenda der Besuch der Pinakothek
               vorgesehen. Julie was thrilled (DE: begeistert) als Ute am Vorabend verkündete, dort einen Besuch
               abzustatten. Ute und Roland erinnerten sich noch gut daran, dass man mit Julie Anfang August in New
               York war, nachdem man die Woche vorher sich im Dreier-Gespräch Benjamin Sullivan - APES - Roland
               Hohenstedt streng vertraulich getroffen hatte. Julie begleitete die beiden damals im Großraum-Van,
               den man für die Fahrt von Boston runter nach New York City gemietet hatte. Später flog Julie dann von
               New York wieder zurück nach Boston und der Flug war auch nur ein Katzensprung von einer guten
               Stunde. Nur Benjamin blieb damals in Boston, da er es sich zeitlich nicht leisten konnte, für ein paar
               Tage den kurzen Trip zum Museum mitzumachen.


               Heute nun war man gespannt. Es hatte zu schneien aufgehört und der Himmel war nun sogar schön
               blau. Als man dabei war, in das geräumige Wohnmobil einzusteigen, freute man sich und Ben entlockte
               der blaue Himmel dann sogar ein "gorgeous" (DE: wunderschön), worauf Roland erklärte, dass die
               Farben des Freistaats Bayern weiß und blau seien. Als Ben nicht wusste, was er meinte, zeigte Roland
               auf die TÜV-Plakette des Nummernschilds. Dort war das bayerische Wappen abgebildet und Roland
               sagte noch schnell: "This is the flag of Bavaria, it's blue and white, like the gorgeous sky", und lachte
               dabei. Roland kam sich dabei nicht dumm vor, auch wenn er eben gerade den Eigentümer und Multi-
               millionär Benjamin R. Sullivan von Sullivan Consulting Inc. etwas gezeigt hatte, wie ein Schullehrer, der
               einem Schüler etwas zeigt. Aber Ben war froh, dass sein alter Freund, der jetzt im Rollstuhl saß, nichts
               von seinem Lerneifer verloren hatte. Roland hatte schon immer gerne gelernt und hatte auch schon
               immer sein Wissen gerne an andere weitergegeben. Das war, was Ben nicht immer verstanden hatte,
               jedoch, da er nun bald Sechzig wurde, und vor allen Dingen, da er jetzt Julie als feste und langjährige
               Freundin und Lebensgefährtin kennen und schätzen gelernt hatte, ihm immer mehr dämmerte, dass
               es noch etwas anderes als Erfolg, Geld und Prestige gab. Ben war, so glaubte und fühlte er selbst, auf
               dem richtigen Weg!


               Man fuhr um 9:45 Uhr los und war dann ziemlich genau um 10 Uhr bei der Pinakothek. Die Gemälde-
               galerie ging auf Ludwig I. von Bayern zurück, der in München die Alte Pinakothek gründete. Roland
               kümmerte sich schnell um die Eintrittskarten und war erstaunt, dass nicht mal so viele Besucher an-
               standen. Normalerweise hatte er zwischen den Feiertagen mit mehr Besucherandrang gerechnet. Aber
               genau so war es gut. Man gab noch schnell seine Jacken und Mäntel an der Garderobe ab und sperrte
               die Taschen in eins der vielen Schließfächer.

               Man hatte vorher Julie und Ben gefragt, wie man denn durch das Museum gehen wolle. Ute schlug
               vor, mit der Alten Pinakothek zu beginnen. Diese beherbergte die weltweit größte Sammlung europä-
               ischer Malerei vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Im Museumsführer den Roland auch viermal kaufte,
               natürlich in englischer Sprache, stand, dass unter den über 700 ausgestellten Gemälden sich auch zahl-
               reiche Hauptwerke von Rubens und Dürer befanden.

               Als man dann vor den berühmten großen Gemälden stand, war man wirklich überwältigt. Man merke
               sofort, dass Julie hier aufging. Das war ihre Welt. Sie las aus dem Museumsführer vor und erklärte


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