Page 149 - Projektmanagement? - Unternehmensberatung!
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Kapitel 29
Die ersten beiden Wochen im neuen Jahr verbrachte Maximilian Hohenstedt hauptsächlich im Bett. Er
hatte eine böse Erkältung, die er sich wahrscheinlich an Silvester, bzw. Neujahr, draußen im Garten
eingefangen hatte. Roland und Ute schauten jeden Tag nach Feierabend und natürlich auch an den
Wochenenden, bei ihm vorbei. Natürlich wurde ein Arzt konsultiert, der auch einige Hausbesuche
machte. Bei Privatpatienten war das anders, als bei Kassenpatienten. Emilia Hohenstedt war recht be-
sorgt um ihren Max und brühte sogar selbst Tee nach einem alten Hausrezept. Max musst den Tee
dann, über einen Topf gebeugt und einem Handtuch über den Kopf, inhalieren. Und wenn Max jam-
merte, dann ließ das Emilia nur kalt. Diese Art der Behandlung beschleunigte wahrscheinlich die Ge-
sundung von Max, jedenfalls sagte er bald nicht mehr zu seiner Frau, dass er sich krank fühlt. Max
nahm nun sogar wieder Besuche entgegen. So kam sein wichtigster Besuch, Herr Dr. Schindler, von
"Schindler, Schneider, & Söhne", am Dienstagnachmittag vorbei, um ein großes, dickes Kuvert, zu über-
geben. Auch dies lies Maximilian Hohenstedt, den Senior-Chef, schneller gesunden. Auf das Kuvert,
bzw. diesen Bericht, hatte er schon lange gewartet.
Was Herr Dr. Schindler für den Bericht in Rechnung stellte, wurde nicht bekannt, jedenfalls aber waren
im Bericht viele Fotos in brillanten Farben zu finden, die sicher ihr Geld mehr oder weniger Wert waren.
Der Bericht lautete: "Observation Herr Christian Fedder, geb. 3.3.1985", weiter unten im Bericht war
dann zu lesen, "Wohnhaft in München, ..., verheiratet mit ..., 2 Kinder, Name ... und Name ..., ein
Lebenslauf über seine Schulbildung, angefangen vom evangelischen Kindergarten in Augsburg-Lech-
hausen, dann auch ein kurzer Bericht über seine Tätigkeit bei den Pfadfindern, als er 12 Jahre alt war,
dass er dort Wölflingsleiter war, und das seitdem Orange seine Lieblingsfarbe ist ... Es folgten viele
Fotos, die ihn im Alter von 15, von 20, und weiter gestaffelt bis zu seinem jetzigen 38. Lebensjahr
zeigten ...
"Grausam!", sagte Max Hohenstedt zu sich selbst. Aber er las weiter. Der interessanteste Punkt war
wohl, dass Christian Fedder sogar einmal mit der Polizei zu tun hatte. Er hatte im Alter von 17 Jahren,
ein Wahlplakat der FDP, mit Jürgen Möllemann drauf, heruntergerissen, obwohl Jürgen Möllemann,
der FDP-Wehrexperte war und sogar in Augsburg geboren war. Das wurde gemeldet und so musste
sich Christian Fedder damals vor dem Amtsgericht verantworten und wurde als Jugendlicher zu zehn
Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt, die er später im Augsburger Zoo abarbeitete. Der Verfasser
dieses Berichts war offensichtlich stolz darauf, diesen Fakt herausgefunden zu haben, denn im Bericht
waren mindestens acht Fotos, angefangen von dem zerrissenen Wahlplakat, bis hin zu drei Zeitungs-
artikeln, zu finden.
Jetzt hatte Maximilian Hohenstedt genug gelesen. Der Bericht war für ihn wertlos, eigentlich war er
Blödsinn. Das konnte er sich natürlich selbst nicht eingestehen und schon gar nicht seinem Sohn sagen.
Aus dem Grund rief er Roland an und sagte, dass er Besuch von Herrn Dr. Schindler hatte und dieser
ihm den Bericht der Brisanz wegen, nur vorgelesen hatte.
Als Max nach 10 Minuten auflegte, lächelte Roland Hohenstedt am anderen Ende der Leitung nur.
Grund war, dass Roland Hohenstedt bereits eine Kopie des Berichts von Herrn Dr. Schindler sich hat
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© Hans Porzel, 4/2025 | CAPM® (PMI), PSM I® (Scrum.org), Smartsheet Prod. Cert® 2020

