Page 22 - Projektmanagement? - Unternehmensberatung!
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Wieder trat nun Sebastian Sullivan in den Vordergrund und meldete sich.
Er grinste und sagte: "Lassen Sie uns wieder ein Beispiel bringen. Nehmen wir an, dass wir in der Stein-
zeit leben." Verhaltenes Lachen war die Folge.
"Nehmen wir also an, dass wir Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer sind. Die beiden plagen sich
jeden Tag damit ab, Baumstämme aus dem Wald zu schleppen. Das machen natürlich auch all ihre
anderen Kollegen vom Dorf. Aber eines Tages denkt sich Fred: ""Warum legen wir da nicht ein Röllchen
Holz drunter und schieben müsste dann leichter sein?!" Er hatte das Rad erfunden. Wow!" Was aber
passierte nun? Jeder im Dorf machte das nach, und bald hatten die Nachbarn bessere Räder, da schma-
ler und größer, als das primitive Ur-Rad-Baumstämmchen von Fred."
"Was sagen Sie dazu?", und dabei blickte nun Sebastian in die Runde. Wieder verhaltenes Lachen, aber
diesmal sagte keiner was. "Nah?", forderte nun Sebastian auf. "Hmm, ..." kam eine Stimme aus dem
Publikum: "... er hätte sein Rad vielleicht als Patent anmelden sollen." Nun war lautes Lachen angesagt.
Sebastian blieb aber todernst und sagte: "Sehr gut! Sehr, sehr gut! Aber was bedeutet das für unsere
heutige Zeit?" Handmeldungen folgten, und der erste Kollege aus dem Publikum sagte dann: "Dass
auch wir Patente anmelden sollten."
"Stimmt! Aber was ist, wenn ein anderer schon die Idee hatte, sprich das Patent hat?"
"Dann sollten wir drauf achten, dass wir das nicht nachbauen, denn so was kann schlimme Folgen ha-
ben."
"Das stimmt!" sagte nun Sebastian. "Das ist sogar passiert. Hier bei TEA. Das haben wir mehr oder
weniger zufällig festgestellt. Niemand hat sich die Mühe gemacht zu eruieren, ob es beim Produkt
Coffee Mug D1 auch zu einer Patentverletzung gekommen war, da die Keramikbeschichtung bereits bei
einem Konkurrenten von Ihnen zum Einsatz kommt. Der Konkurrent, die Firma Keraquip aus Koblenz,
hat das Patent schon seit 2 Jahren angemeldet."
Jetzt platze Dr. Jaschke auf. "Warum weiß ich das nicht? Warum muss ich das erst jetzt und hier erfah-
ren? Sie erzählen hier Märchen, verharmlosen Dinge, und in Wirklichkeit kann uns das alles hier Kopf
und Kragen kosten!", brüllte er vor sich hin.
Frau Gall trat nun vor, und sagte: "Bitte beruhigen Sie sich. Erstens haben wir das erst heute früh her-
ausgefunden, als wir noch mal unsere Sachen überprüft haben und selbst eine Patentrecherche durch-
geführt haben, und zweitens handelt es sich um das vom Rückruf betroffene Produkt, so dass mittler-
weile von den 2500 ausgelieferten fehlerhaften Produkten, nun schon 2400 Coffee Mugs mit dieser
Keramikbeschichtung und den gesundheitsgefährdenden Melamin-Bindemittel im Bambus-Deckel,
schon zurückgerufen wurden. Sie haben Glück im Unglück."
Dr. Jaschke zog eine Grimasse, lehnte sich zurück, zog sein Taschentuch aus der Tasche, und schnäuzte
sich, blieb aber ansonsten ruhig sitzen.
"Meine sehr geehrten Damen und Herren", sagte nun Frau Gall, "Ich denke, wir gönnen uns nun eine
20-minütige Kaffeepause, und machen dann so kurz nach Drei, äh, 15 Uhr, hier wieder weiter."
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© Hans Porzel, 4/2025 | CAPM® (PMI), PSM I® (Scrum.org), Smartsheet Prod. Cert® 2020

