Page 27 - Projektmanagement? - Unternehmensberatung!
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und Vorgesetzten und vice versa auch den Grad des persönlichen Engagements bewerten kann, wagen
wir zu bezweifeln. Hier wäre ein monatlicher Termin wohl angebracht. Ja, ich weiß, die Kollegen haben
alle keine Zeit, niemand hat heute mehr Zeit, aber man sollte lieber in zwischenmenschliche Beziehun-
gen investieren, als nur einer gestellten Aufgabe, wie der eines Jahresgesprächs, nachkommen. Lassen
Sie mich noch eine persönliche Bemerkung zu der ganzen Thematik machen. Meiner Meinung sollte ein
jeder Vorgesetzter seine Mitarbeiter kennen, und da meine ich nicht nur den Namen, und sollte in sei-
nem täglichen Geschäft auch immer wieder nachfühlen, Betonung liegt auf "fühlen", ob sich Mitarbei-
ter wohl fühlen, sich engagieren, oder ob sie einem nur etwas vormachen. Hier sind die Vorgesetzten
in hohem Maße gefordert, und ein Gespräch pro Jahr klingt für mich eher wie ein Witz, als eine wirk-
same Maßnahme. Und nun hör ich auch wirklich nach dem letzten Satz auf. Was wir meinen ist, dass
wir eine dynamische Mitarbeiterbeurteilung, und keine statische, sprich jährliche, Beurteilung als sinn-
voll ansehen."
Nun kam Belinda Gall wieder ins Spiel, indem sie sagte: "Liebe Kollegen, ich glaube es ist wieder an der
Zeit, eine kurze Pause von 20 Minuten für Alle einzulegen. Habe ich Recht?" Wohlwollendes, bejahen-
des Stöhnen war die Folge. Stühle hörte man rutschen, und ... Belinda war schnell noch an ihrer Tafel
und fügte den fünften Punkt hinzu ...
Punkt 1: Detaillierter Projektstrukturplan
Punkt 2: Ständiges Lessons-Learned
Punkt 3: Verantwortlichkeiten nicht bekannt
Punkt 4: Keine Akzeptanz eines Projektplans
Punkt 5: Statische/Dynamische Mitarbeiterbeurteilung
Wenn nach der nächsten halben Stunde endlich wieder alle im Raum waren, schaltete sich noch mal
Frau Gall ein. Sie sagte: "Es ist jetzt halb Vier, sprich 15:30 Uhr, und ich hab' hier auf dem Flipchart noch
schnell unseren letzten Punkt hinzugefügt. In der Pause wurde ich wegen Home Office angesprochen,
und was unsere Meinung dazu ist. Das würde ich kurz noch mit Ihnen diskutieren wollen, ich hoffe, das
ist auch in ihrem Sinne?" Dann begann sie, ... "Home Office ist wie Fernsehen. Fernsehen macht Dumme
dümmer und Gescheite gescheiter. Beim Home Office ist es ähnlich. Home Office macht Fleißige mehr
fleißiger und effektiv, und Stinker noch stinkiger. Eigentlich sind wir nun schon wieder bei unserem letz-
ten Punkt, den wir vor der Pause bereits diskutiert haben. Hier in diesem Punkt ist wieder der Vorge-
setzte gefragt. Wenn der nicht weiß, was seine Mitarbeiter tun, an welchen Themen sie arbeiten, wie
hoch da der Aufwand ist, dann klitscht das Home Office zu einer Farce ab. Wenn aber der Vorgesetzte
auf der Höhe der Zeit ist, selbst kein Stinker ist, dann sieht er Home Office als willkommenes Mittel,
seine Mitarbeiter zu motivieren sich in ihren eigenen vier Wänden wohl zu fühlen, als auch, dass er die
Möglichkeit hat, dem Mitarbeiter den Fahrweg, der Zeit und Benzin kostet, zu "schenken", - hier macht
Frau Gall mit ihren beiden Händen Gänsefüßchenzeichen. Grundsätzlich kann man, wenn man Home
Office richtig sieht, auch Kollegen gewinnen, die weiter weg wohnen, die aber vielleicht hier schwerer
für die Stelle zu beschaffen sind. Dies mag hier nicht für eine Großstadt wie München gelten, aber viel-
leicht doch auch für ihr ein oder anderes Produktionswerk, dass wahrscheinlich irgendwo auf dem Land
liegt. Sie sehen, es steht und fällt alles immer wieder mit dem Vorgesetzten." Dann setzte sie fort: "Und
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