Page 34 - Projektmanagement? - Unternehmensberatung!
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Aggressivität der beiden schaffte Herr Niederstetter, der Leiter der Produktentwicklung. Herr Nie-
               derstetter machte immer einen säuerlichen Eindruck und sagte immer sehr wenig. Er war schon über
               25 Jahre im Unternehmen und war jetzt 55 Jahre alt. Den Posten des Leiters Produktentwicklung hatte
               er mehr oder weniger zufällig bekommen. Das war vor zirka 8 Jahren, als es mal wieder einen Wechsel
               in der Geschäftsführung gab. Der Vorgänger von Herrn Niederstetter, Herr Münch, ein junger aber
               fähiger, gelernter Produktdesigner, ging damals mit dem CEO, Herrn Dr. Jahn, als dieser zu TEA's größ-
               ten Konkurrenten wechselte. Zwar gab es im Arbeitsvertrag eine Klausel, dass man nach dem Ausschei-
               den aus dem Unternehmen für 2 Jahre nicht zu einem Konkurrenzunternehmen wechseln darf, aber
               irgendwie hatten die beiden dies durch geschickte Verhandlungen, wahrscheinlich in Verbindung mit
               Auflösungsverträgen, aber trotzdem geschafft. Herr Niederstetter war ein eher komplizierter Mensch.
               Manche behaupteten, das er zu "jeder Lösung, das passende Problem" fand. Herrn Niederstetter ge-
               genüber saß Herr Meusel. Altersmäßig war er schwer einzuschätzen, da er, ähnlich wie auch Herr Nie-
               derstetter, immer ein griesgrämiges Gesicht machte. Sebastian Sullivan wusste natürlich wie alt Hubert
               Meusel war, nämlich erst 42. Sebastian hatte Herrn Meusel schon gut kennen gelernt. Hubert Meusel
               war technikverliebt und sprach ausschließlich nur über CAD und Konstruktionsthemen. Wenn er wenig
               sagte, dann waren meist die Themen politischer oder betrieblicher Natur. Das alles interessierte ihn
               wenig. Wenn man ihn aber darauf ansprach, was denn der Unterschied zwischen den Versionen von
               CATIA V4, V5, und nun V6 ist, dann blühte er regelrecht auf. Und wenn man dann sogar noch weiter
               ging und fragte, warum die Automobilbranche denn so an CATIA hängt und nicht lieber auf ein anderes
               CAD-Programm umgestiegen ist, wie zum Beispiel INVENTOR, dann musste man schon sehen, wie man
               aus der "Umklammerung" seines Vortrags wieder herauskam. Die sechste Person in dieser Gruppe war
               Frau Stella Su, die Leiterin des Einkaufs. Sie war Chinesin, die in Deutschland studiert hatte, und so auf
               dieser Weise, den Weg zu TEA fand. Wie nun schon bekannt, hatte Frau Su zwei minderjährige Kinder
               und es schien, dass sie alleinerziehend war. Am Tisch begann nun Sebastian Sullivan ein Gespräch zu
               starten. So fragte er Frau Su: "Darf ich fragen, wer sich heute Abend und morgen, denn um ihre Kinder
               kümmert, wenn sie hier sind?"
               "Keinn Problem ..." sagte Frau Su. "... Mein Freund, Luan, passst auf sie auf. Luan ist auch Chinese,
               genau wie ich, wirr haben beide an der Ludwig-Maximilians-Universität hier in München Economics
               studiert und haben beide als MQE, Master in Quantitative Economics, abgeschlossen."

               Und so entwickelte sich hier in der Gruppe eine Unterhaltung, wo es um Studium und dergleichen ging.
               Dr. Jaschke wurde gefragt, welchen Doktortitel er denn hat. Das gefiel ihm und so startete er damit,
               seinen ganzen Lebenslauf zu erzählen. Nach einer halben Stunde stellte sich heraus, dass er Dr. rer.
               nat. war, und das sein Lieblingsfach damals Biologie war, wo er seine Doktorarbeit an der Humboldt-
               Universität zu Berlin machte. Dies fasziniere sogar Herrn Niederstetter, obwohl er wohl nichts mit Bi-
               ologie zu tun hatte. Herr Lechner, Sanguiniker und immer einen schlauen Spruch auf den Lippen, sagte
               dann aber: "Studieren lohnt sich doch gar nicht. Die meisten sind erst mit Dreißig mit dem Studium
               fertig, und später bei der Rentenberechnung fehlen denen dann mindestens zehn Jahre." Dies führte zu
               regen Diskussionen und alle schienen mit ihrer Meinung Recht zu haben und waren mit ihrer Einstel-
               lung mehr als zufrieden.

               In der zweiten Gruppe, in der wohl moderatesten Gruppe, kreisten die Gespräche mehr um Politik.
               Konkret fragte Tobias Vogt seinen Freund und Kollegen Pavel, warum denn Tschechien immer noch

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