Page 162 - Projektmanagement? - Unternehmensberatung!
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Den Prozessplanern mit Herrn Vogt als Abteilungsleiter wurde, ähnlich wie auch bei den Bauteilkon-
strukteuren, 1 Stelle gestrichen, da man der Meinung war, dass die gegenwärtigen Projekte mit 5 an-
statt mit 6 Personen zu stemmen sein müssten. Herr Vogt akzeptierte diese ohne großes "fussing" (DE:
Getue).
Herr Rudi Lechner war dann an der Reihe. Obwohl Tony bei der Weihnachtsfeier viel mit ihm gescherzt
hatte, war das Verhältnis heute doch ziemlich kühl. Tony scheute sich nicht, ihm einige Sachen zu sa-
gen, die er nicht in Ordnung fand. Los ging dies mit der Bearbeitung von Verfahrensanweisungen, dass
man diese nur vorschützte, um seine Ruhe zu haben. Dann ging's weiter zum Thema "Projektfrisierung
für Audits" und mündete dann in Gesprächen über sein Team. Insbesondere sein Team. Denn dieses
Team hatte sich schon mehrmals in den vergangenen Jahren über ihn beschwert. Das fand Sebastian
heraus, da der sich die Personalakte von Herrn Lechner mal genauer angesehen hatte. Eine Azubine
hatte sich vor zwei Jahren mal über ihn beschwert, dass er sie mal angegrabscht hatte. Eine andere
Mitarbeiterin aus seiner Q-Abteilung, Frau Stefanova, berichtete damals der Betriebsratsvorsitzenden,
Frau Maier, dass Herr Lechner oft unerwünschte Berührungen, wie Tätscheln, Streicheln oder Kneifen
machte, die er so aussehen ließ, als ob die Berührung scheinbar zufällig geschah. Auf den vorsichtigen
Hinweis von Frau Stefanova, dass er das wiederholte Herandrängeln unterlassen sollte, lachte er nur.
Wenn sich schließlich Frau Stefanova durchrang den Betriebsrat zu fragen, was man da machen kann,
gab es zwar ein Gespräch zwischen dem damaligen Geschäftsführer Herrn Dr. Jaschke, der Personal-
leiterin, Frau Hohenstedt, Frau Maier, sowie natürlich Frau Stefanova und ihm, aber das Ganze verlief
schnell im Sande, da es keinerlei Beweise gab. Zeugen meldeten sich überhaupt nicht. Erst als Tereza
Stefanova mit Herrn Pavel Wagner, ihrem Landsmann aus Tschechien sprach, holte er sie wieder zu-
rück ins Produktionswerk nach Česká Doubravice. Einzig der Vermerk in der Personalakte blieb.
Tony schaute Herrn Lechner nun eine Minute wortlos an. Sebastian auch. Dann meldete sich Frau Gall:
"Herr Lechner, ich würde Ihnen gerne einen Vorschlag machen."
"Und der wäre?", fragte er lakonisch, und lehnte sich zurück. (Rudi Lechner)
"Sie suchen sich eine neue Stelle. Sagen wir, innerhalb der nächsten 3 Monate." (Belinda Gall)
"Sonst?" (Rudi Lechner)
"Sonst, graben wir mal noch tiefer!" (Belinda Gall)
"Wollen Sie mir drohen?" (Rudi Lechner)
"Nein. Ihnen nur klarmachen, dass Sie hier ihr Limit erreicht haben. Seien Sie froh, dass wir die beiden
Vorfälle, die in der Personalakte hier stehen, nicht der Staatsanwaltschaft melden." (Belinda Gall)
Das saß. Rudi stand nun wortlos auf, wischte mit seinem Arm alles vom Tisch, was da lag, unter ande-
rem auch seine Personalakte, so dass alles auf den Boden flog. Anschließend verließ er den Raum.
Tony rief nun Frau Hohenstedt an, mit der Bitte, doch bitte gleich mal ins Besprechungszimmer Monza
zu kommen.
Als Frau Hohenstedt erschien, schilderten die Drei ihr Erlebnis mit Herrn Lechner.
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© Hans Porzel, 4/2025 | CAPM® (PMI), PSM I® (Scrum.org), Smartsheet Prod. Cert® 2020

