Page 167 - Projektmanagement? - Unternehmensberatung!
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etablieren, das aber nur Listen und Vorlagen liefert, da lässt man die PM's nach wie vor allein, bzw. gibt
denen eigentlich noch mehr Ballast mit auf den Rücken."
Nun unterbrach Maximilian Hohenstedt etwas ungeduldig den Monolog von Belinda Gall. "Herr Fed-
der, wir haben uns zwar schon einige Male gesehen, aber es würde mich trotzdem freuen, wenn Sie
sich doch einfach noch mal vorstellen würden, was Sie denn bislang beruflich und privat so erlebt haben,
und welche Ansichten Sie in Bezug auf TEA haben", dann lehnte sich der Senior-Chef mit einem freund-
lichen Lächeln zurück.
"Also ...", fing Christian Fedder an. "Mein Name ist Christian Fedder. Fedder ist ein ungewöhnlicher
Name für die oberbayerische Region hier und so muss ich sagen, dass mein Vater eigentlich aus Ham-
burg stammt. Er war mal hier auf Urlaub und hat dabei meine Mutter, die in Augsburg wohnt, kennen-
gelernt. Mein Vater war, bzw. ist noch immer Rechtsanwalt. Meine Mutter ist in der Anwaltskanzlei
meines Vaters in Augsburg-Lechhausen angestellt. Ich bin das älteste von drei Kindern. Ich werde im
März 39 Jahre alt. Bin seit 8 Jahren verheiratet, - glücklich verheiratet, - mit meiner Frau Elena. Wir
haben zwei Kinder, Tobias, 5 Jahre alt, und Sophia, 3 Jahre alt. Meine Frau hat Jura studiert, ist aber
zurzeit ohne Anstellung, da sie sich daheim um die beiden Kinder kümmert. So wie mein Vater aus
Norddeutschland nach Augsburg kam, so bin ich von Augsburg nach München gekommen. Beziehungs-
weise hat meine Frau in Augsburg an der Juristischen Fakultät Jura studiert. Sie kam mal in die Kanzlei
meines Vaters für ein Praktikum, ... ja, ... und da haben wir uns kennengelernt. Was meine Berufsaus-
bildung betrifft, so habe ich Werkzeugmacher gelernt, das hat zwar meinem Vater nicht besonders
gefallen, er hätte gemocht, dass ich auch Jura studiere, aber ich wollte schon immer mein eigenes Leben
haben. Habe mich dann berufsbegleitend, zum Staatlich Gepr. Maschinenbautechniker weitergebildet.
In Augsburg habe ich dann die Stelle als Fertigungsleiter in einem Maschinenbau, mit 80 unterstellten
Mitarbeitern, bekommen. Aber als ich dann meine Frau kennengelernt habe, und sie mir vorgeschlagen
hat, mit ihr nach München zu ziehen, habe ich mich dann hier bei Top Equip Automotive als Projektleiter
beworben. Obwohl ich vorher kein Projektleiter war, hat man mich eingestellt. Das war damals durch
Josef, Herrn Niederstetter. Das war vor genau 8 Jahren. Sie haben gefragt, welche Ansichten ich in
Bezug auf TEA habe. Nun, was soll ich dazu sagen? Ich habe mich hier immer wohl gefühlt, wie in einer
großen Familie. Meiner Ansicht nach, hatte das auch besonders mit Josef Niederstetter zu tun, der ja
acht lange Jahre mein Vorgesetzter war. Er war immer für uns Projektleiter da, auch wenn er vielleicht
in Bezug auf Projektmanagement zu weich war. In den letzten Jahren habe ich dann aber gemerkt, dass
alles irgendwie .... - primitiver, - wurde."
Jetzt unterbrach ihn der Senior-Chef: "Wie meinen Sie das?"
"Nun, ich denke, dass eigentliche Themen im Unternehmen nicht mehr die Beachtung finden, die sie
verdienen. Konkret meine ich, dass es immer mehr Papierkrieg gibt, als vorher. Als ich mal eine neue
Dosieranlage für unser MX47-Projekt brauchte, musste ich einen Investantrag stellen, noch mal eine
Wirtschaftlichkeitsrechnung hinterherschicken, und der ganze Zinnober hat so lange gedauert, dass wir
dann sogar mit dem Lieferanten Terminschwierigkeiten bekommen haben, da dieser einen anderen
Kunden vorgezogen hatte. So gesehen, bin ich echt froh, dass mal jemand hier ist ...", und da schaute
er auf die drei Unternehmensberater in ihren schwarzen Anzügen, "... das da mal alles mehr oder we-
niger hinterfragt wird."
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© Hans Porzel, 4/2025 | CAPM® (PMI), PSM I® (Scrum.org), Smartsheet Prod. Cert® 2020

